Uhutelemetrie
Der Uhu kommt in Schleswig-Holstein mit geschätzten 400 Brutpaaren fast flächendeckend vor. Ziel dieser Telemetriestudie ist eine bessere Abschätzung des Kollisionsrisikos des Uhus mit Windenergieanlagen (WEA). Mit Hilfe moderner Satellitentelemetrie sollen die Raumnutzung und das Flugverhalten des nachtaktiven Uhus im Nahbereich bestehender Windparks untersucht werden. Geplant ist, Daten von mehreren Uhu-Brutpaaren (Besenderung von zehn Altvögeln) in zwei Jahren zu erheben. Die Studie ist die erste dieser Art in Schleswig-Holstein. Sie erfolgt im Auftrag des Landesverband Eulen-Schutz Schleswig-Holstein mit Mitteln des Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung (MELUND). Kooperationspartner ist die Universität Bielefeld.
Für dieses Projekt wurden spezielle GPS/GSM-Sender entwickelt. Die Sender wurden so programmiert, dass am Tag eine GPS-Ortung und in der Nacht zwei GPS-Ortungen pro Stunde aufgezeichnet werden. Mit Hilfe eines Beschleunigungssensors können Flüge erkannt werden, die mit einer GPS-Ortung pro Sekunde aufgezeichnet werden. Damit wird eine hoch aufgelöste 3D-Aufzeichnung der Flüge erzielt. Die Datenübertragung erfolgt einmal pro Tag und kann online abgerufen werden.

2017 wurden im Landesteil Schleswig vier Altvögel aus drei Revieren mit Sendern ausgestattet. Ausschlaggebend für die Auswahl der Uhus war die räumliche Nähe von Uhurevieren zu Windparks. Bei zwei der Brutplätze liegen insgesamt 12 WEA im potenziellen Beeinträchtigungsbereich (1 km) und insgesamt 60 WEA im Prüfbereich für Nahrungsgebiete (4 km).
Erste Ergebnisse
- Die Aktivitätsräume der untersuchten Uhus waren groß. Die Kernel 95-Flächen (die Fläche, in der der Uhu mit 95%iger Wahrscheinlichkeit anzutreffen ist) betrugen zwischen 14,3 und 20,9 Quadratkilometer.
- Die derzeitige Abstandsempfehlung zwischen von Brutplatz und WEA liegt bei 1 km. Sie schließt in dieser Untersuchung zwischen 61 und 73 % der Aufenthaltszeit der Vögel ein.
Flugbewegungen eines Männchens vom 03.06.2017 bis zum 01.01.2018. (Zum Vergrößern bitte anklicken.) - Die Ergebnisse dieser Studie ergeben keine Hinweise auf eine Meidereaktion von Uhus gegenüber WEA. Diese fehlende Meidung von WEA birgt – in Abhängigkeit der Flughöhe – ein grundsätzliches Kollisionsrisiko. Inwiefern Uhus kleinsträumiges Ausweichverhalten zeigen, konnte mit den vorliegenden Daten bisher nicht geklärt werden.
- Die Flugparameter (Zeit mit Flugaktivität, Flugstrecke, Flugdauer, und insbesondere Flughöhe) von Uhus führen zu keinem erhöhten Kollisionsrisiko an WEA. Dreiviertel der Flughöhenmessungen lagen unter 20 m. Uhus fliegen nur kurze Zeit (Median 11 bis 14 s) und kurze Strecken (Median 90-135 m). Häufige Stopps ermöglichen vermutlich die akustische Ortung von Beutetieren.
Flughöhe, -dauer, und -distanz der Uhus im Untersuchungsgebiet. (Zum Vergrößern bitte anklicken.) - Knicks sind nur in geringem Umfang Leitlinien für die Uhus.
Raumnutzung eines Uhu-Männchens an einer Hofanlage (2. Juni bis 16. Oktober 2018). Knicks sind nur in geringem Umfang Leitlinien für die Uhus. (Zum Vergrößern bitte anklicken.) - Bauernhöfe werden gezielt angeflogen. Dies hängt möglicherweise mit Maissilagen und davon angelockten Ratten zusammen.
- Die Siedlungsdichte von Uhus und die Ausdehnung der Homeranges ergeben eine flächendeckende Präsenz von Uhus im Untersuchungsgebiet. Dies ist interessant im Hinblick auf die Prädation von Mäusebussarden im gleichen Gebiet (siehe Projekt „Rückgang Mäusebussard “).
Weitere Informationen entnehmen Sie bitte den folgenden Dokumenten:
Grünkorn, T. & Welcker, J.
Raumnutzung und Flugverhalten von Uhus im Umfeld von Windenergieanlagen im Landesteil Schleswig.
EulenWelt, 2018, p.39-42Download document
Grünkorn, T. & Welcker, J.
Erhebung von Grundlagendaten zur Abschätzung des Kollisionsrisikos von Uhus an Windenergieanlagen im nördlichen Schleswig-Holstein
Endbericht im Auftrag des Landesverbandes Eulen-Schutz Schleswig-Holstein e.V. und Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung (MELUND), Schleswig-Holstein (2019)Download document
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