Das Raumnutzungs-Kollisionsrisikomodell („RKR-Modell“)
Die „Probabilistik“ wird als eine Möglichkeit angesehen, das Kollisions- bzw. Tötungsrisiko und damit Konflikte des Artenschutzes beim Ausbau der Windenergie neu zu bewerten.
Wie hoch ist das Kollisionsrisiko von Vögeln mit Windkraftanlagen?
Der Begriff „Probabilistik“ (auch „Wahrscheinlichkeitstheorie“ genannt) bezeichnet den Vorgang von Schätzungen oder Vorhersagen von Wahrscheinlichkeiten. Um diese Vorhersagen treffen zu können, werden meist mathematische Modelle des zugrundeliegenden Prozesses mit der Analyse von erhobenen Daten verknüpft.
Dabei muss zum einen das mathematische Modell der Realität nahekommen, zum anderen müssen möglichst belastbare empirische Daten verwendet werden. Letztere sind jedoch in der Regel mit Zufallsprozessen verknüpft, die ebenfalls im richtigen Kontext berücksichtigt werden müssen.
Ein „Kollisionsrisikomodell“ (collision risk model – CRM) stellt solch ein probabilistisches Modell dar, welches das Risiko (d. h. die Wahrscheinlichkeit) einer Kollision unter spezifischen Bedingungen (z. B. in Abhängigkeit von Standort, Vogelart und/oder Windenergieanlage) möglichst genau schätzen soll.
Das Raumnutzungs-Kollisionsrisikomodell („RKR-Modell“) ist die Fortsetzung und abschließende Fertigstellung des vormals Hybrid-Modell genannten Ansatzes.
Projektziel und Methode
Dem Raumnutzungs-Kollisionsrisikomodell vorangegangen war eine Pilotstudie (Mercker et al. 2023).
Ziel dieser Pilotstudie war die Entwicklung und Erprobung probabilistischer Methoden, um das vorhabenbezogene Tötungsrisiko von kollisionsgefährdeten Brutvogelarten an Windenergieanlagen zu ermitteln.
Hierfür wurden bestehende Modellansätze und vorliegende Datengrundlagen evaluiert. Die Autoren entwickelten ein neues vorläufiges Modell („Hybrid-Modell“), das die Raumnutzung am Beispiel des Rotmilans sowie das Kollisionsrisiko bei Rotordurchflug in seinen Grundzügen darlegt.
In der 2024 erschienenen Fortsetzungsstudie (Mercker et al. 2024a) wird das in der Pilotstudie entwickelte Hybrid-Modell weiter evaluiert und praxistauglich weiterentwickelt.
Dabei sind mehrere Verbesserungen, unter anderem in Bezug auf die Prognose der Raumnutzung und auf das Meideverhalten von Rotmilanen in unmittelbarer Nähe von Windenergieanlagen, vorgenommen worden. Das Ergebnis der Überarbeitungen ist das Raumnutzungs-Kollisionsrisikomodell („RKR-Modell“).
Die Arbeit bezieht sich bisher auf den Rotmilan. Geplant ist, das Modell im Jahr 2024 auf die mögliche Anwendung bei Seeadler und Weißstorch zu prüfen.
Publikationen
Fortsetzungsstudie Probabilistik
Das „Raumnutzungs-Kollisionsrisikomodell“ („RKR-Modell“): Fachliche Ausgestaltung einer probabilistischen Berechnungsmethode zur Ermittlung des Kollisionsrisikos von Vögeln an Windenergieanlagen in Genehmigungsverfahren mit Fokus Rotmilan. Im Auftrag des Bundesamts für Naturschutz.
Weitere Informationen
Pilotstudie Probabilistik
Die „Pilotstudie Probabilistik“ wurde im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz von BioConsult SH und Bionum erstellt.
Beschlossen wurde die Beauftragung der Pilotstudie im Rahmen der Beschleunigung der Energiewende und damit der genehmigungsrechtlichen Verfahren von der Umweltministerkonferenz (UMK) eingesetzten Unterarbeitsgruppe 2 „Probabilistik“.
Zusätzliche Informationen finden Sie auf der Seite des Kompetenzzentrums Naturschutz und Energiewende (KNE).
Auftraggeber
Laufzeit
2022 bis 2023
Partner
Raumnutzungs-Kollisionsrisikomodell („RKR-Modell“)
Das Folgeprojekt, das Raumnutzungs-Kollisionsrisikomodell („RKR-Modell“), wurde im Auftrag des Bundesamts für Naturschutz von BioConsult SH, Bionum und TB Raab erstellt.
Es ist vorgesehen, dieses RKR-Modell, welches aktuell für den Rotmilan anwendungsreif ist, kurzfristig für Seeadler und Weißstorch und mittelfristig für weitere kollisionsgefährdete Arten zu erweitern.
Zusätzliche Informationen finden Sie auf der Seite des Kompetenzzentrums Naturschutz und Energiewende (KNE).
Auftraggeber
Laufzeit
2023 bis 2024
Partner